Mit Hildegard Knef zu filmen, konnte die Hölle sein. So hat es Regisseur Eberhard Weißbarth (63) erlebt. Er drehte 1990 eine Doku zum 65. Geburtstag der Diva (†2002). Die Knef, exzentrisch, nicht mehr gesund, brachte alle zur Verzweiflung. Weißbarth schrieb das alles in „Hildegard Knef – zwischen gestern und heute“ (Bibliothek der Provinz, 24 Euro) auf, jetzt ist das Werk als Hörbuch erschienen. Dafür hat er 20 Jahre alte Tonaufnahmen der Diva aufbereitet.
Herr Weißbarth, wie turbulent war die Arbeit mit Hildegard Knef?
Es ging schon los, als sie in Tegel ankam. Sie hatte gesagt:„Bitte keinen Auftrieb, ich komme inkognito.“ Ich nahm einen Mietwagen, für 50 Mark Blumen, stand im Parkverbot. Und was war? Sie hatte die Presse und Freunde bestellt, mich beachtete sie kaum. Ich dachte: Was für eine Zicke.
Wo haben Sie gedreht?
An den Stätten ihrer Kindheit, im Theater, in ihrem alten Filmstudio. Ihre Eskapadenwaren fürchterlich.
Inwiefern?
Schon die Maske dauerte zweieinhalb Stunden, Hilde wollte immer noch dies und das, kleinste Leberflecke durften nicht zu sehen sein. Wir sind fast irre geworden.
Wie war’s am Set?
Am Grab ihres Großvaters in Rangsdorf sagte sie mit einem Mal: „Ich will jetzt Kaffee trinken.“ Wir hatten alles mit, aber sie wollte in eine Konditorei. Wir waren aber noch nicht fertig, Kamera, Ton, Licht, warteten, es drohte zu regnen. War ihr schnurz.
Warum?
Sie hatte eben Launen. Mir blieb nichts übrig, als am Olivaer Platz ins Café zu gehen. Die Omis hörten auf zu schnattern, als sie reinkam. Alles rannte mit Bierdeckeln und Servietten und wollte Autogramme. Es dauerte eine Stunde, am Kaffee hatte sie nur genippt, mit dem Drehen wurde es nichts mehr.
Waren Sie sauer?
Ja. Ihre Eitelkeit war hoch drei. Wir hatten jeden Tag Krach und jeden Tag hat sie sich entschuldigt. Aber egal, ich bin heute noch ein Riesen-Fan von ihr.
Sie klingen, als hätten Sie die Diva Knef fast geliebt.
Stimmt. Ich sah sie mit 16 in „Das große Liebesspiel“ im Kino, danach hatte ich nur Frauen um Mitte dreißig, also Knefs Alter in dem Film.
Wie war es für Sie, als Hilde 2002 starb?
Ich war sehr traurig. Zwei Jahre vor ihrem Tod hat sie „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ aufgenommen. Mit der Stimme, die das Leben fast schon aushaucht. Das berührt mich noch heute. (redigiert von Eberhard Weißbarth)