Berliner Morgenpost, 23. August 2008 - Von Franziska v. Mutius
Sie war eine der größten und beliebtesten Figuren der deutschen Filmgeschichte: Schauspielerin Hildegard „Hilde“ Knef. Doch das Arbeiten am Set war nicht immer einfach mit der Berliner Diva - so berichtet der Berliner Regisseur, Schauspieler und Drehbuchautor Eberhard Weißbarth in seinem neuen Buch „Hildegard Knef zwischen Gestern und Heute“, das Mitte Oktober zur Frankfurter Buchmesse erscheint.
Dreimal wären seine Dreharbeiten zu dem Dokumentarfilm mit dem gleichnamigen Titel – „Hildegard Knef zwischen Gestern und Heute“ – 1990 beinahe gescheitert, weil "die Knef so unberechenbar launisch war. Aber sie hat sich anschließend für ihre Eskapaden immer wieder entschuldigt", sagt Weißbarth. Deshalb seien sowohl der Film (zeigt 3sat am 29. August um 0.30 Uhr) als auch das Buch eine klare Hommage an die große deutsche Schauspielerin, die im Februar 2002 verstarb.
Rückblick: 1990 am Rangsdorfer See. Eberhard Weißbarth befindet sich am Set mit Hilde Knef. Er erinnert sich: „Hildegard machte plötzlich auf Diva und bestand auf einem Schlendern über den Sandstrand, weil der so schön dicht am Wasser liege. Ich lehnte freundlich ab, aus Sorge, sie könnte in ihren hohen Pumps umknicken und sich verletzen. Ich hatte plötzlich unwahrscheinlichen Bammel vor dem Dreh. Ich hatte keine Personenversicherung. Die wäre einfach zu teuer gewesen.“ Die Knef sei stur geblieben, berichtet Weißbarth in seinem amüsanten Buch weiter, sein Team habe den Kopf geschüttelt, schließlich habe man Knefs Ehemann Paul von Schell zu Hilfe geholt. „Er war eingeschüchtert, hatte Angst, mich vor seiner Frau zu verteidigen. Er sprach ganz zart und mild, wie ein Priester, der jemandem die letzte Ölung gibt, auf seine Frau ein. Hilde, sei doch vernünftig.“ Es kam, wie befürchtet: Hilde Knef knickte auf dem Sand um, verstauchte sich den Knöchel.
„Sie schimpfte wie ein Rohrspatz“, berichtet Weißbarth. „Sie wusste, sie hatte Schuld und wurde dann ganz kleinlaut. Die Katastrophe nahte. Ich brach den Dreh ab und kutschierte die Diva zum Onkel Doktor. Der Tag war hin.“